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Kuschelroboter "Paro" empört Ethiker

Paro Paro
Sensoren unter dem Fell der Baby-Roboter-Robbe "Paro" registrieren Berührungen, Helligkeit oder Geräusche, sogar Stimmen kann der Kuschelroboter unterscheiden
Quelle: picture-alliance/ dpa/dpa
Von den einen gepriesen, von den anderen verteufelt: In Zeiten des Personalmangels in Altenheimen sorgt der Einsatz eines neuen Kuschelroboters für Kontroversen.

In der Altenpflege streiten Ethiker und Experten über den Einsatz von Robotern, die Demenzkranke emotional anregen sollen. Auslöser ist der in Japan entwickelte Zuwendungsroboter „Paro“, der wie eine Babyrobbe aussieht.

„Wir setzen bei demenzkranken Menschen Tiere therapeutisch ein - warum nicht Roboter in Tiergestalt?“, sagte der Bremer Pflegewissenschaftler Heiner Friesacher. Kritiker warnen, emotionale Robotik à la Paro dürfe in Zeiten von Personalmangel menschliche Zuwendung in der Pflege nicht ersetzen.

„Wir profitieren in Fällen, in denen Medizin nicht weiterhilft“, sagte Friesacher. Für demenzkranke Menschen könne „Paro“ einen „weiteren therapeutischen Zugang“ bieten. „Nur unter Menschen kann sich ein Mensch geborgen fühlen“, kritisiert hingegen Michael Düwel, Fachlehrer für Altenpflegeberufe in München.

Auch der katholische Theologe und Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover, Jürgen Manemann, warnt und fragt: „Wie gefühllos ist unser Umgang mit Demenzkranken im Alltag geworden, wenn wir einen Emotionsroboter benötigen, um Patienten zum Sprechen zu bringen?“ Einen kurzfristigen Einsatz könne er verstehen. „Aber das ist kein Ersatz für echte Zuwendung“, sagte Manemann.

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Der knapp 5000 Euro teure Roboter baue Stress ab, wecke Erinnerungen und löse Gespräche aus, sagte Demenzexpertin Sabine Greulich. Er könne ein Türöffner bei Menschen sein, die in ihrer Krankheit ganz in sich gekehrt und sonst nicht zu erreichen seien. In Ländern wie Japan und Dänemark wird Paro bereits öfter genutzt, in Deutschland bisher selten und dann meist zur Therapie demenzkranker Menschen.

Sensoren unter dem Fell der Kuschelrobbe registrieren Berührungen, Helligkeit oder Geräusche, sogar Stimmen kann der Roboter unterscheiden. Wird Paro gestreichelt oder angesprochen, reagiert das Gerät mit Tönen und Bewegungen. Wird er gekrault, brummt er behaglich. Schlägt man ihn, protestiert er.

epd/jn

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