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Roboter-Robbe als Therapiehelfer

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Eine Bewohnerin hält „Paro“ im Arm.
Eine Bewohnerin hält „Paro“ im Arm. © Michael Schick

Das Evim-Seniorenzentrum setzt eine Roboter-Robbe bei Bewohnern mit ausgeprägter Demenz ein. Sie soll Therapiehund „Cosimo“ aber keine Konkurrenz machen.

Sie hat Knopfaugen und ein weißes, weiches Fell – auf den ersten Blick wirkt die Robbe „Paro“ wie ein schlichtes Kinderspielzeug. Doch in ihrem Inneren steckt eine Menge Technik, und zum Einsatz kommt der 7500 Euro teure Plüschroboter als Therapiehilfe für Menschen mit besonders ausgeprägter Demenz.

Seit Dezember nimmt Sozialarbeiterin Martina Tramm-Westenberger „Paro“ regelmäßig mit in die Demenzgruppe des Seniorenzentrums Flersheim Stiftung am Bad Homburger Kurpark. Ihre Erfahrungen seien durchweg positiv, berichtet sie. Davon konnte sich gestern auch eine Gruppe Journalisten überzeugen. So begann etwa Erika W. sofort damit, die Therapie-Robbe zu streicheln, als Tramm-Westenberger sie ihr entgegenstreckte. „Ganz süß bist du“, freute sich die 81-Jährige und nahm das künstliche Tier zum Kuscheln in den Arm.

Gerade bei Demenzerkrankten, die ansonsten nur noch wenige emotionale Regungen zeigten, sei die Therapie-Robbe äußerst hilfreich, erläutert die Leiterin der Senioreneinrichtung, Selina Deppe. „Die Betroffenen erleben ein Gegenüber, das immer auf sie reagiert, wenn sie selbst es möchten.“

Es gehe gerade nicht darum, menschliche Zuwendung durch High-Tech zu ersetzen, betont Martina Tramm-Westenberger. So sei sie oder eine andere Mitarbeiterin immer mit dabei, wenn „Paro“ in der Demenzgruppe zum Einsatz komme. Dabei gehe es aber auch darum, die teure Technik vor zu viel Zuwendung zu schützen. „Manche Bewohner wollen der Robbe gern etwas zu essen geben“, schildert sie.

Die Therapie-Robbe werde nur eingesetzt, wenn andere Mittel die Bewohner nicht mehr erreichen, ergänzt Frank Kadereit, Geschäftsführer beim Träger des Seniorenzentrums, dem Evangelischen Verein für Innere Mission (Evim). So kämen lediglich sechs der insgesamt 34 Demenzgruppen-Bewohner regelmäßig mit „Paro“ in Berührung.

Andere Pflegeheime vorstellbar

Für die anderen bringt Martina Tramm-Westenberger auch weiterhin mehrmals pro Woche ihren Labrador Cosimo als Therapiehund mit. Die Roboter-Robbe sei aber eine „gute Ergänzung“, erläutert die Sozialarbeiterin. Schließlich gebe es auch Menschen, die auf einen Hund ablehnend reagierten, zudem sei die Arbeit in der Demenzgruppe für Cosimo auch „wahnsinnig anstrengend“. „Paro“ hingegen wird nicht müde.

Die Flersheim-Stiftung ist zurzeit eine der wenigen Einrichtungen in Deutschland, die selbst über eine Therapie-Robbe verfügen. Möglich wurde das durch eine Spende der Stiftung „Daheim im Heim“.

Man werde nun erst einmal die Erfahrungen in Bad Homburg abwarten, erklärte Frank Kadereit. Er kann sich aber gut vorstellen, die Roboter-Robbe in Zukunft auch in anderen Pflegeheimen der Evim einzusetzen. In Frage kämen die Einrichtungen in Wiesbaden-Biebrich und Hattersheim, in denen es ebenfalls Wohnbereiche mit Menschen gibt, die eine stark ausgeprägte Demenz aufweisen.

Die Evim betreut im Rhein-Main-Gebiet insgesamt 1800 ältere Menschen in zwölf stationären Pflegeheimen, neun Service-Wohnanlagen und über einen ambulanten Pflegedienst.

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