Modellversuch mit Demenzkranken

Von Verena Mai

WENDHAUSEN. Der jüngste Therapeut im Maternus-Pflege- und Therapiezentrum Wendhausen im Landkreis Helmstedt ist gerade mal einen halben Meter groß. Paro, der Robben-Roboter, gibt robbige Laute von sich, bewegt die Flossen und den Kopf und hat einen unwiderstehlichen Augenaufschlag. Er wird probehalber eingesetzt, um Herzen zu erobern.

Gerade Demenz-Kranke seien kognitiv schlecht zu erreichen, weiß Petra Gelinek vom Sozialdienst, doch emotional klappt es besser. Und da kommt Paro mit den Knopfaugen und dem weißen, schmuseweichen Fell ins Spiel, der an das Eisbärbaby Knut erinnert. Durch die Beschäftigung mit dem Kuschel-Therapeuten – offiziell ein "Zuwendungsroboter" – sollen Kranke aufgeschlossener werden.

"Sie lassen sich beruhigen, und die Stressanfälligkeit sinkt", weiß Andrea Tannert, Leiterin der Einrichtung. Manche lachen schon mal über den niedlichen Roboter, und auch das sei ja gesundheitsfördernd, findet Petra Gelinek.

Paro ist indes nicht einfach ein bewegliches Stofftier. Er reagiert auf Licht, auf Temperatur, auf Berührung. Paro erkennt auch scheinbar seinen Namen: Er wendet dem Sprecher seinen Kopf zu. Er kann sich etwa 50 Stimmen merken und auch, ob ihn jemand geschlagen hat. Er schließt genießerisch die Augen, wenn man ihn streichelt, und fiept missbilligend, wenn man seine Schnurrhaare berührt. Auch durch Blinzeln drückt er Gefühle aus. Zumindest wirkt es überzeugend so.

Nur in zwei Häusern in Deutschland wird der Robben-Roboter derzeit versuchshalber eingesetzt. Fachleute beobachten, wer ihn wie nutzt und welche Konsequenzen sich vielleicht für das Krankheitsbild der Nutzer ergeben. "Dann kann man gezielter damit arbeiten", glaubt Andrea Tannert. Auch nach diesem Modellversuch, der seit November 2006 läuft, wird Paro in Wendhausen bleiben, versichert Andrea Tannert. Der kleinste Therapeut von allen soll indes nicht Ersatz für menschliche Zuwendung sein, betont Petra Gelinek, sondern ist ein Zusatz-Angebot.

In der Einrichtung werden auch lebendige Tiere zu therapeutischen Zwecken eingesetzt – ein Hund und Kaninchen –, doch darum muss sich schließlich jemand kümmern. Paro bekommt nachts hingegen nur den Strom-Schnuller, um Energie für den nächsten Therapie-Tag zu tanken.